Lebensphasenmodell für alle
Wenn Pensionskassen ihre Kapitalanlagestrategie an das Alter der Kund:innen anpassen, können langfristig höhere Erträge erwirtschaftet und stabilere Leistungen ausbezahlt werden.
Passende Kapitalanlage für jede Lebensphase
Das heimische Pensionskassensystem hat sich in den mittlerweile schon mehr als drei Jahrzehnten zwar sehr bewährt – doch unsere reichhaltigen Erfahrungen in der Kapitalanlage und im Risikomanagement sowie die Rückmeldungen unserer Kund:innen zeigen uns auf, wo Optimierungsbedarf besteht, um auch zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.
Aus diesem Grund haben wir ein Reformkonzept erarbeitet, das keine finanziellen Mehraufwendungen verursacht, aber allen Begünstigten einer Pensionskassenlösung einige Vorteile und neue Chancen bietet. Dafür bedarf es lediglich einer kleineren gesetzlichen Anpassung im Pensionskassengesetz (PKG).
In unserem Konzept mit dem Motto „Passende Kapitalanlage für jede Lebensphase“ wird das Risiko-Ertrags-Profil der Kapitalveranlagung laufend an das Alter der einzelnen Kund:innen angepasst. Dadurch könnte das vorhandene Kapital in der Ansparphase ertragreicher investiert und gleichsam Volatilitäten während der Auszahlungsphase reduziert werden. Zurzeit veranlagen Pensionskassen in der Regel die Assets für nahezu sämtliche Arbeitnehmer:innen und Pensionist:innen eines Vertragskunden nach einheitlichen Kriterien.
Selbstverständlich wollen wir sowohl auf Ebene der Vertragspartner (Unternehmer) als auch der Begünstigten (fachkundig „Anwartschaftsberechtigte“) allen Beteiligten die Chance auf ein Opt-Out aus diesem Modell ermöglichen. Ganz nach unserem Motto „Das beste Team: Der Kunde und wir“ setzen wir nur jene Konzepte um, die aus Sicht unserer Kund:innen als vorteilhaft wahrgenommen werden.
Von dynamischer zu konservativer Veranlagung
Junge Menschen beginnen in unserem Konzept mit einer dynamischen Veranlagung. Diese Strategie der Kapitalanlage wird bei langen Veranlagungshorizonten empfohlen. Sie bietet hohe Ertragschancen, ist jedoch auch mit dementsprechend höheren Risiken und Schwankungen verbunden. Zu den Assetklassen zählen vor allem Aktien, aber auch High-Yield Anleihen oder Alternative Investments. Bei langer Veranlagungsdauer schneiden gut diversifizierte dynamische Portfolien in den meisten Fällen sehr gut ab.
Der MSCI World, ein globaler Index, der die Kursentwicklung von rund 85 % der globalen Aktienvolumina abbildet, ist im Zeitraum der letzten 10 Jahre (Mai 2015 bis Mai 2025) im Schnitt um 10,30 % p.a. gestiegen – eine Wertentwicklung, die mit konservativen Sparformen nicht möglich wäre.
Schrittweise Risikoreduktion
Mit steigendem Lebensalter wird der Risikograd der Veranlagung sukzessive reduziert, also die Aktienquote heruntergefahren und konservativere Investments, wie beispielsweise Anleihen hoher Bonität, aufgebaut.
Bis zum Pensionsantritt des:r Kund:in ist die Veranlagung dann auf ein konservatives Schema umgestellt. Für den:die Pensionist:in bedeutet dies geringe Risiken und Schwankungen – aber auch reduzierte Chancen auf hohe Erträge. Versicherungsmathematisch betrachtet hat dies zur Folge, dass die laufenden Pensionsleistungen nur geringen Schwankungen unterliegen, was ein häufig geäußerter Wunsch unserer Leistungsbezieher:innen ist.
Ein solches modernes, vereinheitlichtes und dennoch an die individuelle Situation angepasstes Modell würde dem österreichischen Pensionskassensystem entscheidende Vorteile für Kund:innen bringen und es mit internationalen Vorbildern messen lassen.
Erfolgreiche Umsetzung in Dänemark
In anderen Ländern wie Dänemark sind vergleichbare Lebensphasenmodelle bereits erfolgreich umgesetzt. In einem dieser Modelle wird der Anteil der dynamischen Wertpapiere in der Phase vor dem Pensionsantritt jährlich um eine vorgegebene Prozentziffer reduziert. Somit sinkt das Risiko von Wertverlusten bereits gegen Ende der Ansparphase, wenn nur noch wenig Zeit bleibt, mögliche Verluste auszugleichen.
Darüber hinaus können Kund:innen innerhalb eines Lebensphasenmodells auch zwischen unterschiedlichen Risikograden wählen. Für Pensionist:innen gibt es noch die zusätzliche Option, mittels eines Schutzmechanismus sicherzustellen, dass die laufenden Leistungen nicht unter ein vorgegebenes Niveau fallen.
Fazit
- Der Valida Vorstand arbeitet an einem Konzept zur Reformierung der heimischen Pensionskassen, für das es einer gesetzlichen Änderung bedarf.
- Im modernen Lebensphasenmodell wird die Kapitalanlage an die Situation der Kund:innen angepasst.
- Die Vorteile: Mehr Ertragschancen in der Ansparphase, mehr Stabilität in der Leistungsphase.
- Das Modell ist mit keinen höheren Kosten verbunden.
Autor
Dr. Philipp Mayer
Vorstandsmitglied in der Valida Vorsorge Management