Betriebliche Vorsorge für Frauen von besonders hoher Bedeutung
Fast neun von zehn Frauen im Erwerbsalter glauben nicht, dass sie von ihrer zukünftigen Pension gut leben können.
Bezeichnende Ergebnisse der Spectra-Studie
Im Frühjahr 2025 beauftragten wir das Marktforschungsinstitut Spectra mit einer Studie zu den Meinungen erwerbstätiger Menschen in Österreich zum Thema „Pensionen“. Dabei lag unser besonderes Augenmerk auf den Vorstellungen und Erwartungen von Frauen. Wir wollten herausfinden, wie Frauen ihre finanzielle Zukunft im Ruhestand einschätzen und welche Reformen sie sich wünschen.
88 % der Frauen sind besorgt über ihre finanzielle Zukunft im Ruhestand. Nur 12 % glauben, dass sie von der staatlichen Pension gut leben können. Das ist alarmierend und sollte uns alle zum Nachdenken anregen. Besonders auffällig ist, dass 44 % der Frauen sich nie über den Stand ihres Pensionskontos informiert haben. Im Vergleich dazu sind nur 21 % der Männer optimistisch hinsichtlich ihrer späteren Ruhestandsituation, was jedoch einen deutlich höheren Anteil an Zuversichtlichen darstellt als bei den Frauen.
Im Durchschnitt schätzen Frauen die Höhe ihrer künftigen Pension auf 1.669 € pro Monat. Damit liegen sie über der aktuellen Realität: Laut Statistik Austria beträgt die Durchschnittspension von Frauen in Österreich 1.409 € und jene der Männer höher bei 2.374 € pro Monat. (Jahr 2023)
Was muss sich ändern?
Doch was müssen wir an unserem Pensionssystem ändern?
Welche Reformen sind in Österreich mehrheitsfähig?
Diese Fragen hat Spectra Marktforschung untersucht und einige interessante Ergebnisse präsentiert:
- Ein zentraler Vorschlag ist die Teilpension. Ab 2026 wird es möglich sein, mit reduzierter Arbeitszeit weiterhin berufstätig zu sein und gleichzeitig einen Teil der Pension zu beziehen. Diese Reform soll den Übergang vom Erwerbsleben in die Pension erleichtern und das tatsächliche Pensionsantrittsalter erhöhen. Sieben von zehn Frauen befürworten diese Maßnahme.
- Das Thema Pensionsantrittsalter polarisiert. Zwei Drittel der befragten Frauen lehnen eine Anhebung ab. 19 % unterstützen eine einmalige Erhöhung, während 14 % eine kontinuierliche Anpassung des Antrittsalters an die Lebenserwartung befürworten.
- Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Stärkung der betrieblichen Vorsorge. 88 % der Frauen zeigen sich offen für Maßnahmen zur Förderung dieser Vorsorgeform. 75 % wünschen sich sogar eine verpflichtende betriebliche Vorsorgelösung. Im Durchschnitt streben Frauen eine Erhöhung des Anteils der zweiten Säule an den laufenden Pensionsleistungen von aktuell 4 % auf 27 % an!
Die Bedeutung betrieblicher Vorsorge
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Frauen die große Bedeutung finanzieller Vorsorge für den Ruhestand erkennen. Dennoch mangelt es weiterhin an konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation künftiger Pensionistinnen. Aus politischer Sicht wäre es vorteilhaft, wenn sich die Sozialpartner auf die Einführung betrieblicher Vorsorgelösungen in sämtlichen Branchen einigen könnten – auch und vor allem in denjenigen, in denen vorwiegend Frauen beschäftigt sind.
Für junge Frauen ist es ratsam, frühzeitig mit finanzieller Vorsorge zu beginnen. Im Idealfall wählt man einen Arbeitgeber, der sämtlichen Mitarbeiter:innen eine Vorsorgelösung als Benefit bietet. Wer in einen Pensionskassenvertrag des Arbeitgebers eingebunden ist, kann durch staatlich geförderte Eigenbeiträge die spätere Zusatzpension erhöhen.
Für Mütter in Teilzeitbeschäftigung oder in Karenz ist es hilfreich, sich mit dem Thema „Pensionssplitting“ auseinanderzusetzen. Hierbei hat ein erwerbstätiger Elternteil die Möglichkeit, Teile seiner Ansprüche auf staatliche Pensionsleistungen an den Partner zu übertragen, der sich über einen längeren Zeitraum der Kindererziehung gewidmet hat. Laut Spectra-Umfrage befürworten zwar 51 % der Frauen diese Möglichkeit, doch flächendeckend hat sich das Pensionssplitting bisher nicht durchgesetzt.
Frauen, die während ihrer Erwerbstätigkeit keine Möglichkeit zur zusätzlichen Vorsorge hatten, empfehle ich, beim Pensionsantritt die Abfertigung Neu in eine Pensionskasse zu übertragen. So können sie eine lebenslange, steuerfreie Zusatzpension aufbauen.
In aller Kürze
- Gemäß einer Umfrage des Instituts Spectra ist das Vertrauen der Frauen in das staatliche Umlageverfahren gering.
- Frühzeitige Maßnahmen für die Pensionsvorsorge sind demnach für Frauen besonders wichtig.
- Die Stärkung der Betrieblichen Vorsorge wäre insbesondere für die heute erwerbstätigen Frauen von großem Vorteil.
- Durch die Übertragung der Abfertigung Neu in eine Pensionskasse besteht die Chance auf eine Zusatzpension aus der zweiten Säule.
- Die Möglichkeit des Pensionssplittings kann teilzeitbeschäftigten oder nicht erwerbstätigen Müttern zu einer höheren späteren staatlichen Pension helfen.
Autorin
DI (FH) Elisabeth Radocha
Vorstandsmitglied in der Valida Vorsorge Management